Lexikon der Fernerkundung

UN-SPIDER

Engl. Akronym für United Nations Platform for SPace-based Information for Disaster Management and Emergency Response; Plattform der Vereinten Nationen für raumfahrtgestützte Informationen bezüglich Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen, die die Anwendung von raumfahrtgestützten Technologien für Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen vermittelt. Sie wurde 2006 als ein Programm des Büros für Weltraumfragen (UNOOSA) gegründet.

SPIDER wird von der UNOOSA in Wien getragen und unterhält weitere Büros in Peking und Bonn. Das vom DLR unterstützte Bonner Büro gilt als entscheidende Schnittstelle zwischen Katastrophenschutzeinrichtungen und Raumfahrtbehörden. Aufgabe des Bonner Büros ist es, Informationen und Daten eigenständig und fachgerecht im Rahmen des vollständigen Katastrophenmanagement-Zyklus aufzuarbeiten und weiterzugeben. Dazu dient ein webgestütztes Zugangsportal. Das DLR unterstützt SPIDER durch die Bereitstellung von Services des DLR ZKI, wie beispielsweise die satellitengestützte Schnellkartierung oder Trainings- und Schulungsveranstaltungen.

Durch die Auswirkungen von Klimawandel und Landdegradation in Kombination mit einem weltweiten Bevölkerungswachstum nimmt die globale Verwundbarkeit gegenüber Naturkatastrophen stetig zu. Erdbeben, Überflutungen, Wirbelstürme und andere Katastrophenereignisse führen jedes Jahr zu verheerenden menschlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Folgeschäden. Solche Schäden können jedoch mithilfe besserer Informationen über die Eintrittswahrscheinlichkeit von Katastrophen sowie durch adäquate Beobachtungs- und Frühwarnsysteme vermieden werden. Aus diesem Grund wurde am 14. Dezember 2006 die Resolution 61/110 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen, die die Bedeutung der Raumfahrttechnologie für das Katastrophenmanagement hervorhebt. Erdbeobachtungs- sowie Wetter-, Kommunikations- und Navigationstechnologien sind für das Katastrophenmanagement von immenser Bedeutung, da sie zuverlässige und zeitnahe Informationen liefern. Ein zentraler Bestandteil der Tätigkeiten von UN-SPIDER besteht in der systematischen Beschaffung, Aufarbeitung und Vermittlung von Wissen. Das UN-SPIDER-Wissensportal bietet den Anwendern die Möglichkeit, relevante Informationen zu finden.

Das Herzstück des Wissensportals ist die Space Application Matrix, eine umfassende Suchmaschine, die den Zugang zu Forschungsarbeiten und Fallstudien zur Anwendung unterschiedlicher raumfahrtgestützter Ressourcen in Bezug auf den gesamten Katastrophenmanagementzyklus ermöglicht. Das Portal beinhaltet außerdem Berichte über aktuelle Ereignisse aus den Bereichen Katastrophenmanagement und Raumfahrt, Informationen über Workshops, Weiterbildungsmaßnahmen sowie nähere Angaben über die Partnerorganisationen von UN-SPIDER.

Neben dem Wissensmanagement steht auch Öffentlichkeitsarbeit bei UN-SPIDER im Vordergrund. Um die Nutzung von raumfahrtgestützten Informationen im Katastrophenmanagement zu stärken, muss viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um Veränderungen von Einstellungen und Verhalten hervorzurufen. Über seine Webseite, aber auch über Veranstaltungen, Publikationen und Social Media spricht UN-SPIDER neue und bestehende Nutzergemeinschaften an, schließt neue Partnerschaften und kann den Weg für innovative technische Lösungen ebnen.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Arbeit von UN-SPIDER sind technische Beratungsaktivitäten. Um das Katastrophenmanagement zu verbessern, unterstützt UN-SPIDER Mitgliedsstaaten dabei, vorhandene Kapazitäten in Bezug auf die Anwendung raumfahrgestützter Informationen zu identifizieren, die institutionellen Strukturen zu analysieren und eventuelle Hürden aufzuzeigen, welche die Verwendung von raumfahrtgestützten Informationen erschweren. Diese technische Beratung dient dazu, Mitgliedsländern zu helfen, Einschränkungen zu überwinden, beispielsweise durch internationale Kooperation, Netzwerken mit regionalen Institutionen und das Erstellen von Katastrophenmanagementplänen. Die Beratung umfasst regional Aspekte, wie beispielsweise grenzübergreifende Probleme, Notfallmaßnahmen, GIS-gestützte Katastrophenmanagement-Systeme sowie Maßnahmen, um die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen zu reduzieren. Solche Beratungsmaßnahmen können in Form von einfachen Telefongesprächen oder aber in Form von technischer Unterstützung, Vor-Ort-Beratung, Trainingsmaßnahmen und Workshops erfolgen. Die technischen Beratungsaktivitäten stützen sich auf drei Aspekte: Technische Beratungsmissionen, Kompetenzbildung und technische Beratung im Krisenfall.

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