Lexikon der Fernerkundung

UNESCO und Fernerkundung

Die UNESCO tritt für eine möglichst globale Nutzung der Fernerkundung in den Geowissenschaften ein, einerseits für die globale Beobachtung der Erdoberfläche und der Atmosphäre mit guter räumlicher Auflösung und andererseits für die fortlaufende Überwachung (Monitoring) eines Gebiets und auch der Atmosphäre. Dazu geht sie Partnerschaften mit nationalen und regionalen Raumfahrtbehörden wie der ESA ein, in denen diese Daten frei an wissenschaftliche Institute und die lokale Verwaltung in Entwicklungsländern abgeben. Einerseits werden damit globale Kooperationen und Forschungsprojekte in den Geowissenschaften möglich (Programm GARS), andererseits gelingt die Überwachung von Stätten des UNESCO-Welterbes und von UNESCO-Biosphärenreservaten (Open Initiative).

UNESCO-Welterbestätten und UNESCO-Biosphärenreservate dienen dem Schutz einzigartiger kultureller Schätze und repräsentativer Ökosysteme. Dieser Schutz gelingt nur bei verlässlicher Beobachtung, für die Industriestaaten Gesetze erlassen haben und Personal abstellen. In Entwicklungsländern überfordert eine wirksame Beobachtung häufig die technischen, finanziellen und personellen Ressourcen. Bei Bedarf springt die UNESCO im Rahmen der "Open Initiative" mit den Möglichkeiten der Fernerkundung aus dem Weltraum ein.

Alle UNESCO-Projekte der Fernerkundung beruhen auf konkreten Anfragen der Mitgliedstaaten. Zum Beispiel trat Peru an die UNESCO heran, um aus dem Weltraum kleine, aber auf Dauer zerstörerische Bewegungen der Berge unter der Welterbestätte Machu Picchu zu messen. Der Irak benötigte Hilfe bei der Beobachtung von archäologischen Stätten und deren Schutz vor Plünderung. Zentralasiatische Staaten wollten die im Altaï-Gebirge vom Auftauen des Permafrostbodens bedrohten archäologischen Stätten rechtzeitig aufspüren und retten. Brasilien und Argentinien wollten langfristig den Siedlungsdruck auf den Nationalpark Iguaçu messen.

Jedes Projekt der Fernerkundung stellt neue, andere Anforderungen und braucht andere Partner. Die UNESCO greift dabei auf fest etablierte Kooperationsbeziehungen mit großen regionalen und nationalen Fernerkundungsorganisationen zurück. Dazu gehören etwa die Europäische Raumfahrtbehörde ESA oder das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR. Sie verfügt über bewährte Partnerinstitute an vielen Universitäten weltweit, in Deutschland zum Beispiel in Freiburg oder München.

In Absprache mit dem Staat, der ein bestimmtes Fernerkundungsproblem artikuliert, realisiert die UNESCO ein Projekt auf der Basis der geeigneten technischen Mittel wie Radarfernerkundung oder optischer Überwachung. Sie tritt an die Raumfahrtorganisation heran, die geeignete technische Möglichkeiten bietet, und sucht die Forschungseinrichtung oder Universität, welche die von den Fernerkundungsorganisationen bereit gestellten Daten am besten aufbereiten kann. Zur Weiterverarbeitung der von Organisationen wie der ESA bereit gestellten Daten wird eine IT-Lösung für die jeweilige Welterbestätte oder das jeweilige Biosphärenreservat maßgeschneidert. Die von den Fernerkundungsorganisationen zur Verfügung gestellte Datenqualität wird so optimiert.

Begleitend werden vor Ort Referenzmessungen durchgeführt, GPS-Daten erhoben und die Mitarbeiter der lokalen Verwaltung im Umgang mit den IT-Lösungen geschult. Die IT-Lösungen werden von Einrichtungen wie dem jeweiligen meteorologischen Dienst gehostet. So wird sichergestellt, dass die IT-Lösung auch Jahre später noch funktioniert und verlässliche Daten an die Welterbestätte oder das Biosphärenreservat liefert.

An den Projekten sind oft mehrere Länder beteiligt: Die Welterbestätte im jeweiligen UNESCO-Mitgliedstaat, die Fernerkundungsorganisation in einem anderen Staat und die mit der Datenaufbereitung befasste Universität in einem dritten Land. Die UNESCO steht als neutraler Mittler dafür ein, dass die erhobenen Daten nur zu dem vorgesehen Zweck verarbeitet werden. Sie führt die am besten füreinander geeigneten Partner zusammen, unterstützt die Projektdefinition, sichert die Projektbeendigung und hilft dabei, finanzielle Mittel aufzutreiben. Mit dieser Methodik hat die UNESCO in den vergangenen Jahren zum Erfolg von mehreren Dutzend Projekten beigetragen. Seit Oktober 2007 ist dies ein gemeinschaftliches Projekt des UNESCO-Welterbezentrums und des naturwissenschaftlichen Sektors der UNESCO.

Neben den genannten Fernerkundungsprojekten im Altaï-Gebirge, im Irak, in Machu Picchu und entlang der Iguaçu-Wasserfälle betreut die UNESCO derzeit Projekte im Kongo, in Guatemala und entlang des mittelamerikanischen "Biologischen Korridors".

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