Lexikon der Fernerkundung

ESOC

Engl. Akronym für European Space Operations Centre, Raumflugkontrollzentrum der ESA mit Sitz in Darmstadt. Das ESOC ist das Missionskontrollzentrum für die meisten Weltraumprojekte der ESA. Es betreut normalerweise ein knappes Dutzend Vorhaben gleichzeitig über ein weltweites Netz von Bahnverfolgungsstationen, zu denen auch das Deep Space Network der NASA gehört.

Während der Projektplanung empfiehlt das ESOC geeignete Flug- und Umlaufbahnen und Bodenverbindungen. Die Gefahren durch Weltraumschrott werden ebenfalls vom ESOC überwacht.

Unter dem Namen ESTRACK unterhält ESOC ein weltweites Netz von Bodenstationen mit Antennen in: Cebreros (Spanien), Villafranca del Castillo (Spanien), Maspalomas (Gran Canaria, Spanien), Kiruna (Schweden), Kourou (Französisch Guayana), Malindi (Kenia), New Norcia (Australien), Perth (Australien), Redu (Belgien) und Spitzbergen (Norwegen).

Die Bedeutung des Zentrums hat im Laufe des letzten Jahrzehnts mit immer mehr europäischen Raumfahrtmissionen zugenommen. Das ESOC hat bislang über 60 Satelliten der ESA operationell betreut, wie XMM-Newton, Integral, Cluster II, Envisat, Huygens, Mars Express, GOCE, Rosetta u.w. Außerdem hat das Zentrum zahlreiche Missionen anderer nationaler und internationaler Organisationen unterstützt.

Aufgrund seiner hoch entwickelten Technik und seiner Spezialisten-Teams ist das ESOC in der Lage, gleichzeitig über 15 Satelliten in Routine und weitere Satelliten in der frühen Startphase (LEOP) zu kontrollieren bzw. weltweit renommierte Rettungsaktionen durchzuführen.

Ab 2019 werden die ESA und das DLR ihre Kompetenzen bündeln: In den Bereichen Missionsbetrieb und Bodeninfrastruktur werden das Europäische Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) und das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC) Synergieeffekte nutzen und gemeinsam neue Konzepte, Technologien und Verfahren entwickeln. Die Unterzeichnung des Kooperationsvertrags erfolgte am 18. Dezember 2018 am DLR in Oberpfaffenhofen im Rahmen des "Interoperability Plenary" Treffens, welches Vertreter von weltweit 12 Raumfahrtagenturen zusammenführt.

Die Kooperation zwischen ESOC und GSOC umfasst insgesamt fünf Bereiche: Bodenkontrollsysteme, Bodenstationen, Sicherheit im Weltraum und On-Orbit Servicing, Post-ISS und Bemannte Raumfahrt sowie Allgemeine Zusammenarbeit. Im Bodensegment arbeiten beiden Kontrollzentren bereits an einer Software für den gemeinsamen Missionsbetrieb, der sogenannten "European Ground Systems Common Core" (EGS-CC). In der weiteren Planung ist unter anderen ein Projekt zur Entwicklung und zum Aufbau eines Netzwerks von optischen Bodenstationen, die Datenübertragungen per Laser ermöglichen. So können künftig Quantenschlüssel für eine sichere Kommunikation übertragen werden.

Zentrum für Weltraumsicherheit der ESA

Im April 2022 wurde das neue Zentrum für Weltraumsicherheit der ESA (Space Safety Centre) eingeweiht. Es ist ein Knotenpunkt für Aktivitäten zum Schutz unseres Planeten vor Sonnenstürmen, gefährlichen Asteroiden und ausgedienten Satelliten.

Die Teams der ESA überwachen den Zustand der Daten, die von unseren Satelliteninstrumenten und anderen Weltraumwetterdiensten auf der Erde eingehen. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass Raumfahrzeuge und Astronaut:innen vor den unvorhersehbaren Ausbrüchen unseres Sterns geschützt sind.

Das Zentrum arbeitet eng mit dem Weltraumwetter-Netzwerk der ESA zusammen und versorgt europäische Satellitenbetreiber, Behörden, Institutionen, Forscher:innen und kommerzielle Sektoren, die von der Sonnenaktivität betroffen sind, wie z. B. Transport-, Navigations- und Stromnetzbetreiber, mit zeitnahen und zuverlässigen Weltraumwetterinformationen.

Die Teams des Zentrums werden die von den Weltraumwettersensoren der ESA empfangenen Daten überwachen. Dazu gehören heute die Nutzlasten an Bord von Proba-2, die Nutzlasten, die auf Missionen anderer Organisationen mitfliegen und in Zukunft auch die Daten der Vigil- und Aurora-Missionen sowie von neuen Nanosatellitenmissionen.

Weitere Informationen:


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