Lexikon der Fernerkundung

XMM-Newton

Engl. Akronym für X-ray MultiMirror (dt. Röntgen-Mehrfachspiegel); im Dezember 1999 gestarteter europäischer Satellit zur Analyse zahlreicher Röntgenstrahlenquellen hoher Intensität und die Entdeckung weniger intensiver Quellen im All. Dabei soll unser Wissen über sehr heiße Objekte, die in der Frühphase unseres Universums entstanden verbessert werden. Man erhofft sich Beiträge zur Lösung vieler Rätsel, angefangen von schwarzen Löchern bis zur Bildung von Galaxien.

Alle Galaxienhaufen, Galaxienzentren, Quasare - sogar normale Sterne wie die Sonne - geben Röntgenstrahlung ab. Diese liefert eine Fülle chemischer und physikalischer Informationen über die kosmischen Objekte, von denen sie ausgeht. Röntgenstrahlen werden durch die Schichten in der Erdatmosphäre absorbiert. Daher lassen sie sich nur von Satelliten außerhalb der Erdatmosphäre erforschen.

Die Mission ehrt auch den englischen Physiker und Mathematiker Isaac Newton. Sein Nachweis, dass Licht mit einem Prisma in seine verschiedenen Farben aufgespalten werden kann, stellt die Basis der Wissenschaft dar, die XMM-Newton einsetzt.

XMM-Newton ist der größte, jemals in Europa gebaute Wissenschaftssatellit. Er befördert an Bord drei Teleskope, die jeweils aus 58 Präzisionsspiegeln bestehen und eine bedeutende Sammel-Kapazität für Photone und eine präzise Fokussierung haben. Diese Teleskopspiegel (200 m² hochfein poliertes Gold) sind die empfindlichsten, die je entwickelt wurden, und mit seinen empfindlichen Detektoren sieht er mehr als irgendein zuvor gebauter Röntgensatellit.

Isaac Newton
(1642-1727)

Isaac Newton (1642-1727) by Sir Godfrey Kneller (1689; oil on canvas)

Quelle: Cambridge University
XMM-Newton beim Lösen
von der Ariane-5

XMM-Newton beim Lösen von der Trägerrakete Ariane-5

Quelle: ESA
XMM-Newton im All XMM-Newton im All Quelle: ESA Ultraviolett-Aufnahme
der Galaxie M81 Ultraviolett-Aufnahme der Galaxie M81 Quelle: ESA

Eine Ariane-5G-Trägerrakete hatte XMM-Newton vom Weltraumbahnhof Kourou aus auf eine elliptische Umlaufbahn gebracht. Deren Apogäum liegt bei 114.000 km (geringe Geschwindigkeit), ihr Perigäum bei 7.000 km (hohe Geschwindigkeit). Dabei erreicht XMM-Newton fast ein Drittel der Strecke zum Mond, sodass die Astronomen die benötigt langen und ununterbrochenen Beobachtungsphasen auf Objekte im All haben. Auch erlaubt der exzentrische Orbit den XMM-Instrumenten ausserhalb der irdischen Strahlungsgürtel zu arbeiten.

Die ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Missionsdauer ist zunächst bis Ende 2022 verlängert worden, der Satellit ist im Februar 2024 noch immer aktiv.

Die ESA plant als Nachfolger von XMM-Newton das Advanced Telescope for High Energy Astrophysics (ATHENA), die zweite große Mission im Rahmen des Plans Cosmic Vision 2015-2025, die im Jahr 2035 gestartet werden soll. XMM-Newton ähnelt dem Chandra-Röntgenobservatorium der NASA, das ebenfalls 1999 gestartet wurde.

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