Lexikon der Fernerkundung

Sensor

Engl. sensor, franz. capteur; im allgemeinen technischen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff jede Art von Funktions- oder Bauelement das eine physikalische Größe wie Druck, Temperatur, Lichtintensität oder Beschleunigung in elektrische Signale umwandelt. Häufig wird deshalb auch von "Messgrößenaufnehmer" gesprochen.

Im Sprachgebrauch der Fernerkundung ist der Begriff 'Sensor' wesentlich schärfer definiert und bezeichnet ein Nutzlastelement auf einem Satelliten, einem Flugzeug, einem Ballon oder einer anderen Fernerkundungsplattform zur Ausführung einer bestimmten Fernerkundungsaufgabe, d.h. zur Sammlung von Daten über Erdprozesse oder atmosphärische Komponenten.

So ist beispielsweise AVHRR einer der Sensoren auf den Satelliten der NOAA-TIROS-Serie. Der Begriff 'Instrument' wird häufig synonym zu 'Sensor' verwendet, obwohl 'Sensor' eigentlich nur das sensitive Element (z.B. CCD-Chip) bezeichnet. Bei strenger Unterscheidung beinhaltet das Wort 'Instrument' das ganze System inklusive Optik und Datenauslesung.

DIN 18716-3 definiert: "Ein Sensor der Fernerkundung ist ein Instrument, das elektromagnetische Strahlung empfängt und so in Signale umwandelt, dass daraus ein Bild erzeugt werden kann. Als Sensoren der Fernerkundung werden vor allem eingesetzt

Herbert J. Kramer definiert den Begriff 'Sensor' wie folgt: "An instrument (generic term), usually consisting of optics, detectors, and electronics that collects radiation and converts it to some other form. The form may be a certain pattern (an image, a profile, etc.), a warning, a control signal, or some other signal."
Da Fernerkundungssensoren, im Gegensatz zu den In-Situ-Messverfahren, keinen direkten Kontakt zum zu erkundenden Objekt (z.B. Erdoberfläche, Atmosphäre, Wolken etc.) haben, werden räumliche Verteilung (Textur) und/oder Eigenschaften wie Intensität, spektrale Eigenschaften oder Polarisation der Strahlung gemessen. Demnach muss ein Fernerkundungssensor folgende Eigenschaften besitzen:

Unterscheidungsmerkmale von Sensorsystemen beziehen sich z.B. auf die verwendete Optik bzw. Antenne. Deren Wahl legt die Größe der beobachteten Region und die räumliche Auflösung fest. Die verwendeten Halbleiterdetektoren sind für unterschiedliche Spektralbereiche ausgelegt, und der Bahnverlauf des Satelliten (Orbit) bestimmt die Überflugszeiten und Wiederholraten sowie ebenfalls den Beobachtungsbereich.

Bei den drei Gruppen von Sensoren können sich Höhenunterschiede und Projektionsart ganz unterschiedlich auf die Bildgeometrie auswirken:

Jeder Sensor ist für Strahlung in einem bestimmten Bereich des elektromagnetischen Spektrums empfindlich. Für die meisten Fernerkundungsanwendungen sind Daten mehrerer Spektrahlbereiche nützlicher als die nur eines Bereichs. Daher wendet man unterschiedliche Techniken an, um mit einem Multispektralsensor Daten gleichzeitig in mehreren Spektralbereichen zu erfassen.

Die überwiegende Anzahl der Sensoren basiert auf der Halbleitertechnologie, wie beispielsweise CCD (Charge-Coupled Device) und CMOS (Complementary Metal-Oxide Semiconductor) Chips, die bei Digitalkameras eingesetzt werden, oder einzelnen Photodioden wie die Indium-Gallium-Arsenid Photodiode (InGaAS), die Lawinenphotodiode (SPAD), die hauptsächlich in Lasersystemen eingesetzt werden.

Grundsätzlich wird zudem zwischen "aktiven" und "passiven" Sensoren unterschieden:

Aktive Sensoren wie beispielsweise SAR, Radar-Altimeter oder LIDAR senden selbst Strahlung zum Objekt und messen den zum Sensor zurückreflektierten Anteil. Passive Sensoren beobachten entweder die vom Objekt selbst emittierte Strahlung (meist in den Spektralbereichen des Infraroten oder der Mikrowellen) oder vom Objekt reflektiertes Sonnenlicht.

Beispiel-Bildpaar:

Das folgende Bildpaar verdeutlicht einige der Unterschiede zwischen passiven und aktiven Sensoren. Die obere Abbildung ist ein Luftbild der Amundsen-Scott-Forschungsstation am Südpol.

Das untere Bild zeigt das gleiche Objekt, in etwa aus gleichem Beobachtungswinkel und vergleichbarem Größenmaßstab, aufgenommen mit dem kanadischen RADARSAT. Dieser Satellit setzt das aktive Radar-Verfahren ein.

Das Bild enthüllt eine verlassene Gebäudegruppe (links unterhalb der hellen Kuppel), die inzwischen vom Schnee bedeckt und im Foto nicht erkennbar ist.

Passive vs. aktive Sensoren Quelle: NASA Earth Observatory

Bild-Sensoren erzeugen gleichzeitig mit der Aufnahme elektromagnetischer Strahlung ein Bild. Das Bild entsteht in der Fokalebene eines Objektivs und wird auf photographischem Film oder durch ein Flächenarray von Detektoren erfasst.

Photographische Aufklärungssensoren sind in ihrer einfachsten Form Kamerasysteme mit großen Brennweiten. Je größer das Objektiv ist, umso kleinere Objekte können aufgespürt werden. Derartige Systeme beinhalten heute eine Vielfalt komplizierter Elektronik, um bessere Aufnahmen zu gewährleisten. Aber auch solche Systeme benötigen wolkenlose Sicht, gute Lichtverhältnisse und einen starken Farbkontrast zwischen dem Zielobjekt und seiner Umgebung. In der Regel werden heute die Aufnahmen digitalisiert, zu einer Bodenstation geschickt und dort aus dem elektronischen Code rekonstruiert.

Scannende Sensoren nutzen einen Detektor oder eine Detektorzeile, um Daten in einem dynamischen Vorgang aufzunehmen. Solche Daten können anschließend zu einem Bild zusammengefügt werden.

Daneben gibt es weitere Begriffe, die spezielle Klassen von Sensoren bezeichnen, z.B. abbildende Spektrometer, Sounder, etc.

Kategorien von Sensoren
Kategorie Beschreibung / Einsatzbereich Beispiel
Instrumente für die Atmosphärenchemie Messungen der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre und der Verteilung der Bestandteile; z.B. Erhebung von Daten zur Beobachtung und Erforschung des Ozonlochs. ATMOS, ATLID, GOME, MOPITT, SCIAMACHY, TOMS
Atmosphären-Sondierer Infrarot- und Mikrowellenmessungen der Temperatur- und Feuchteprofile, Verwendung für Wettervorhersagen und Klimaforschung AIRS, AMSU, ATOVS, HSB, IASI, TOVS
Wolkenprofil- und Regenradar-Instrumente Informationen über Wolkentyp und -beschaffenheit mit Hilfe von aktiven Mikrowellen-Radarsystemen. Regenradare zur Ermittlung von Niederschlagsmengen. Beide gemeinsam die einzige Informationsquelle für die Verhältnisse über den Ozeanen. PR, CPR
Radiometer zur Erfassung der Erdstrahlungsbilanz Bilanz der Gesamtstrahlung von besonderer Bedeutung für die Bewertung von Klimaänderungen. ACRIMSAT, CERES, GERB
Hochauflösende Bildgeber Abbildende Sensoren vom infraroten bis zum sichtbaren Bereich; größter Anwendungsbereich aller Kategorien, z.B. Erfassung von Vegetationsklassen und Erosion der Küsten, geologische Erkundung. ASTER, ETM+
a) Bildgebende multispektrale Radiometer (sichtbar/IR)
b) Bildgebende multispektrale Radiometer (passiv, Mikrowellen)
Sensoren im sichtbaren, infraroten und Mikrowellenbereich; Ermittlung u.a. der Temperaturen von Land- und Meeresoberflächen sowie der Schnee- und Eisbedeckung; wichtige Datenquelle für die Erfassung von Prozessen in der Biosphäre, dadurch z.B. Frühwarnsystem für Dürreerscheinungen möglich. a) AATSR, AVHRR, MERIS, MODIS, SEVIRI
b) AMSR, ATSR, TMI
Abbildende Radare Mikrowellenbilder der Oberfläche mit Hilfe von SAR ; können im Ggsatz. zu optischen Bildgebern durch Wolken dringen und Daten auch bei Dunkelheit liefern; Analyse von Wellen oder Aufspüren und Rückverfolgen von Schiffsrouten mit Hilfe der von der Meeresoberfläche rückgestrahlten Echos, große Bedeutung ferner für Land- und Forstwirtschaft sowie bei Allwetter-Messungen von Schnee- und Eisbedeckungen. AMI, SAR, SRTM
Lidare Aktive Instrumente, die zur "Beleuchtung" Laser aussenden und die zurückgesandte Strahlung messen, z.B. von Partikeln in der Atmosphäre oder von der Erdoberfläche; Informationen betreffen z.B. die Oberflächentopographie von Eisfeldern oder die Höhenverteilung von Aerosolen. ALADIN, ATLID, GLAS
Rundum-Radiometer Beobachtungen von bestimmten Bereichen der Erdoberfläche oder von Wolken aus mehr als einem Einfallswinkel; Technik erlaubt bessere Korrekturen über die Effekte der atmosphärischen Absorption; noch seltener Einsatz. MISR
Polarimetrische Radiometer Rückschlüsse u.a. auf die Größe und das Streuvermögen von Regen, Wolkenpartikeln und Aerosolen. ASAR
Radiometer und Spektrometer für die Meeresfarbe Differenzen in der Farbintensität, gemessen in einem schmalen Spektralbereich, geben Aufschlüsse über die Konzentration unterschiedlicher Substanzen im Meer, z.B. den Gehalt an Chlorophyll; dadurch Hinweis auf Konzentration von Biomasse, bedeutsam für die Steuerung von Fangflotten. CZCS, GLI, MODIS, MOS, SeaWIFS
Radar-Höhenmesser Ermittlung der Höhe eines Satelliten über den Ozeanen, Land- und Eisflächen; dazu Messung des Zeitintervalls, das zwischen dem Versenden und Empfangen von zwei kurzen elektromagnetischen Pulsen liegt; Genauigkeit zwischen 2 und 4 cm. Einsatz z.B. bei Ermittlung der Höhe von Eisbergen und Wellenbergen, Kartierung des Meeresbodens. AMI, ASAR, SIRAL
Windmesser (Scatterometer) Aktives Instrument, das Mikrowellen aussendet; reflektiertes Signal wird zusammen mit dem vorgegebenen Winkel der Satellitenflugbahn zur Messung genutzt: Bestimmung von Windgeschwindigkeit und Windrichtung aus der Höhe der gekräuselten Meeresoberfläche und ihrer Orientierung. Einsatz bei Wettervorhersagen, Klimamodellen, Schiffsrouten-Optimierung. AMI, ASCAT, SeaWinds
Instrumentenmix für geophysikalische Aufgaben Messung von Schwerkraft, Magnetfeldern und geodynamischen Prozessen Accelerometer, INSAR, GPS
Die internen Links in der 'Kategorie'-Spalte führen zu erläuternden Auszügen aus dem CEOS Earth Observation Handbook.

Weitere Informationen, u.a. Sensor- bzw. satellitenspezifische Suchmöglichkeit nach Satellitenbildern über eine Liste der Sensoren bzw. Satelliten:


Pfeil nach linksSenkrechtaufnahmeLupeIndexSentinel-1Pfeil nach rechts