Lexikon der Fernerkundung

sunglint

Engl. Begriff (am ehesten mit Sonnenreflex, Sonnenspiegelung oder mit spiegelnde Reflexion des Wassers ins Deutsche zu übertragen) für ein Phänomen, das auftritt, wenn die Sonnenstrahlen von der Meeresoberfläche im gleichen Winkel reflektiert werden, mit dem ein Satellitensensor oder ein Astronaut in der ISS die Oberfläche beobachtet. Im betroffenen Gebiet des Bildes unten wird glattes Meerwasser zu einem silbernen Spiegel, wohingegen rauere Wasserflächen dunkel erscheinen.

Zum Einen kann Sunglint erstaunliche Bildwirkungen erzeugen, zum Anderen kann das Phänomen den mit Fernerkundung arbeitenden Wissenschaftlern Probleme bereiten, da es Bildinhalte verdeckt, die normalerweise sichtbar sind. Dies triftt insbesondere für Ozeanographen zu, die Satelliten zur Untersuchung von Phytoplankton und Ozeanfarbe einsetzen. In der Folge haben Wissenschaftler verschiedene Verfahren zur Bildkorrektur entwickelt.

Beispiel: Nordaustralien

Gelegentlich enthüllt eine Bildpartie mit Sunglint interessante ozeanische oder atmosphärische Erscheinungen, die der Sensor typischerweise nicht aufzeichnet.

Dieses Bild zeigt ein großes überlappendes Wellenmuster in dem von Sunglint betroffenen Gebiet Indonesiens und Australiens. Das Wellenmuster rührt aber nicht von großen Meereswellen her. Es sind vielmehr atmosphärische Schwerewellen über der Meeresoberfläche. Wie man dem Namen entnehmen kann, bilden sich atmosphärische Schwerewellen, wenn Auftrieb die Luft zum Aufsteigen bringt und die Schwerkraft sie dann wieder sinken lässt.

Bei ihrem Abstieg zum Wellental (Trog) berührt die Luft die Meeresoberfläche und raut dabei das Wasser auf. Die langen, vertikalen dunklen Linien zeigen an, wo die Täler der Schwerewellen die Oberfläche aufgeraut haben. Die helleren Partien zeigen die Wellenkämme. Unter den Wellenkämmen ist das Wasser ruhig und reflektiert das Licht direkt zum Sensor. Gewöhnlich bilden sich Wolken an den Wellenkämmen, sie sind in der Bildszene gut zu sehen.

Sunglint vor Südindonesien und Nordaustralien Satellite_view_of_the_Shark_Bay Quelle: Wikipedia / NASA

Neben den Herausforderungen, vor die Sunglint die Wissenschaftler stellt, bietet das Phänomen auch einige einzigartige wissenschaftliche Möglichkeiten. Zum Beispiel macht Sunglint es leichter, Öl auf der Wasseroberfläche aufzuspüren, ob es sich nun um natürliche Erdölaustritte handelt oder um vom Menschen verursachte Ölverschmutzungen. Der Grund ist der, dass Öl die Wellenbildung unterdrückt oder stark dämpft. Somit wird wiederum weniger Sonnenlicht auf der Wasseroberfläche gestreut und das Licht gelangt gebündelt zum Satelliten. Ölflächen erscheinen daher heller.

Auch unterschiedliche regionale Windverhältnisse lassen sich mit Hilfe von Sunglinteffekten und der unterschiedlichen Färbung von Wasserflächen ausmachen. Beispielsweise kann man detailliert die diversen Windeffekte durch eine Insel (Bsp. Kreta) ausmachen. Wind, der durch die komplexe Orographie einer Insel lokal beschleunigt, abgebremst oder umgelenkt wird, verursacht auch eine sehr inhomogene Wellenbildung. Entsprechend sorgt auch eine variable Streuung für detaillierte Einblicke, wo es fast windstill ist und wo der Wind ruppig weht.

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