Lexikon der Fernerkundung

Arctic Weather Satellite

Der Satellit ist ein Beitrag zum ESA-Erdbeobachtungsprogramm Earth Watch und soll als Vorläufer für eine geplante Konstellation von Wettersatelliten zur Verbesserung der Wettervorhersagen für die Polarregionen dienen.

Diese mögliche Satellitenkonstellation würde einen nahezu konstanten Strom von Temperatur- und Feuchtigkeitsdaten von jedem Punkt der Erde aus liefern. Damit wären erstmals sehr kurzfristige Wettervorhersagen – das so genannte "Nowcasting" – in der Arktis möglich, und Stürme oder extreme Wetterbedingungen könnten besser vorhersagt werden.

Schon heute stellen Satelliten in geostationären sowie in polaren Umlaufbahnen umfassende Informationen zur Verfügung, die Meteorologen regelmäßig für die Vorhersage des Wetters nutzen. Allerdings bleibt die Abdeckung der Arktis aufgrund der speziellen Umlaufbahnen aktueller Satelliten unzureichend.

So befinden sich die europäischen, geostationären Meteosat-Satelliten in einer Höhe von 36.000 km über dem Äquator und liefern alle 15 Minuten Bilder des für ihn sichtbaren Bereichs der Erde, sowie alle 5 Minuten Aufnahmen von Europa. Gebiete in höheren Breitengraden, also solche, die sich näher an den Polen befinden, können sie aber nicht abbilden. Somit können sie nicht genutzt werden, um das Wetter in der Arktis vorherzusagen.

Die MetOp-Satelliten wiederum liefern aufgrund ihrer niedrigeren Umlaufbahn von Pol zu Pol zwar Daten über die Polregionen, da sie aber alle Breitengrade überfliegen, ergeben sich relativ große Zeitabstände zwischen den einzelnen Datenpunkten. Atmosphärische Parameter sind jedoch ständigen Veränderungen unterworfen, weshalb für präzise Wettervorhersagen Daten mit hoher zeitlicher Auflösung benötigt werden.

Daten zum Arctic Weather Satellite:

Satellite: Three-axis stabilised, 120 kg
Dimensions: 1.1 m x 0.7 m x 0.8 m
Instrument: Total power microwave radiometer, 19 channels
Power: 120 W
Life: At least five years
Orbit: 600 km, sun-synchronous
Prime contractors: Mission: OHB (SE); instrument: Omnisys (SE); ground segment: Thales Alenia Space (FR)
Launch: 2024
Mission control: Tromsø and Svalbard (NO)
Data: Science data downlinked to Svalbard (NO) and distributed through Eumetsat's EUMETCast system. Direct Data Broadcast always on.

Arctic Weather Satellite
Arctic Weather Satellite Quelle: ESA

Die polarumlaufende Mission Arctic Weather Satellite wird aus 600 km Höhe häufigere globale Messungen der Atmosphärentemperatur und der Luftfeuchtigkeit liefern und so die MetOp-Satelliten sowie deren US-amerikanisches Pendant, das NOAA Joint Polar Satellite System, ergänzen. Dies wird besonders die Wettervorhersagen für den arktischen Raum verbessern, für die bislang nicht genügend Daten für kurzfristigere Vorhersagen zur Verfügung stehen.

Zu diesem Zweck wird der AWS-Satellit ein 19-kanaliges, spurübergreifendes Mikrowellenradiometer tragen, das die notwendigen hochauflösenden Feuchtigkeits- und Temperaturmessungen der Atmosphäre unter allen Wetterbedingungen liefert.

OHB in Schweden leitet das Industriekonsortium zum Bau des Satelliten, zu dem auch Omnisys in Schweden als Generalunternehmer für das Mikrowellenradiometer sowie Thales Alenia Space in Frankreich als Generalunternehmer für das Bodensegment gehören. Insgesamt umfasst das Industrieteam 31 Unternehmen, darunter 14 kleine und mittelständische Unternehmen aus zwölf ESA-Mitgliedsstaaten. Auch Deutschland ist stark durch KMU vertreten, die wichtige Hardware für die Instrumenten- und die Satellitenplattform beisteuern.

Der Start des Arctic Weather Satellite ist für 2024 geplant. Die später geplante Satellitenkonstellation würde die ESA in Zusammenarbeit mit EUMETSAT entwickeln, und zwar im Rahmen derselben Vereinbarung, unter der schon die Meteosat- und MetOp-Satelliten umgesetzt wurden.

Weitere Informationen und Download:


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