Lexikon der Fernerkundung

retrograde Umlaufbahn

In der Raumfahrt die Bezeichnung für Umlaufbahnen, auf der künstliche Satelliten die Erde gegen ihrem Rotationssinn umkreisen.

Der Begriff entstammt der Astronomie, wo man als rechtläufig oder prograd (von lat. pro 'für', 'vor', 'vorwärts' und gradus 'Schritt') Objekte bezeichnet, die in einem rotierenden System der Hauptrotationsrichtung folgen. Entgegengesetzt umlaufende bzw. rotierende Objekte bezeichnet man als rückläufig oder retrograd (lat. retro 'zurück', 'rückwärts').

Die Bezeichnungen werden sowohl für umlaufende Sternsysteme, Planeten, Asteroiden und Kometen verwandt, als auch für in deren Orbit befindliche Satelliten. Ein Objekt mit retrogradem Orbit kennzeichnet man durch eine Bahnneigung zwischen 90° und 270° zu seinem Zentralkörper, ein Objekt mit retrograder Rotation durch eine Achsneigung von 90° bis 270° zu seiner Umlaufbahn.

Retrograde Umlaufbahnen sind bei Satelliten vergleichsweise selten, weil, um sie auf ihre Bahn zu bringen, ihre Beschleunigung relativ zur Erde sie nicht nur auf die Bahngeschwindigkeit (relativ zu einem nichtrotierenden System) bringen muss, sondern auch die entgegengesetzte Rotationsgeschwindigkeit der Erde überwinden muss und deshalb mehr Treibstoff benötigt.

Israel hat seine Ofek-Aufklärungssatelliten an Bord von Shavit-Startraketen auf retrograde Umlaufbahnen gebracht. Dabei erfolgt der Start von Israels Mittelmeerküste in westlicher Richtung, womit man vermeidet, dass Raketenreste beim Startvorgang auf bewohntes Gebiet stürzen.


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