Lexikon der Fernerkundung

ESRANGE

Engl. Akronym für European Space and Sounding Rocket Range; der wichtigste zivile Startplatz für europäische Forschungsraketen und Stratosphärenballone sowie die Erdfunkstelle für etwa 25 geostationäre und polarumlaufende Satelliten. Das Weltraumzentrum liegt etwa 150 Kilometer nördlich des Polarkreises und 45 Kilometer östlich der schwedischen Stadt Kiruna. Es umfasst auf einem 20 Quadratkilometer großen Gelände am Fluss Vittangi die gesamte Bodeninfrastruktur mit Startanlagen, Radarkomplexen und Satellitenempfangsstationen zur Durchführung der TEXUS-, MAXUS-, MASER- und Ballon- Missionen. Nördlich von ESRANGE schließt sich ein 5.600 km² großes menschenleeres Gebiet in der schwedischen Tundra an, in dem die Nutzlasten und ausgebrannten Raketenstufen niedergehen und geborgen werden können.

ESRANGE wurde 1966 von der European Space Research Organization (ESRO), einer der Vorläuferorganisationen der ESA, gegründet und aufgebaut. Im Juli 1972 ging der Startplatz in schwedisches Eigentum über und wird seitdem von der Raumfahrtfirma Swedish Space Corporation (SSC) mit Hauptsitz in Stockholm betrieben. Um den Unterhalt von ESRANGE auf Dauer sicherzustellen, wurde 1971 ein Regierungsabkommen geschlossen, das „Esrange Andøya Special Project“ (EASP). Im Rahmen dieses Abkommens leisten die Mitgliedsländer Deutschland, Frankreich, Schweden, Norwegen und die Schweiz im Sinne einer Solidargemeinschaft bis heute finanzielle Unterstützung und erhalten dafür vorrangige Nutzungsrechte zu Sonderkonditionen. Zu den Nutzern von ESRANGE gehören zudem zahlreiche Forschungsinstitute und Raumfahrtagenturen anderer Länder, wie zum Beispiel die NASA (USA) und JAXA (Japan).

Seit 1966 wurden von ESRANGE aus mehr als 500 Forschungsraketen und über 550 Stratosphärenballone gestartet. Bei dem pyramidenförmigen Startturm für die Raketen handelt es sich um eine weltweit einzigartige Einrichtung: Abgesehen von den Silos für militärische Trägersysteme ist dies der einzige Ort, an dem Raketen innerhalb eines Gebäudes starten. Alle notwendigen Arbeiten am Startturm und der Rakete, wie etwa das möglichst späte Einbringen einer Nutzlast oder eines Experimentes, können so, geschützt vor Wind und den arktischen Temperaturen im Winter, durchgeführt werden. Erst wenige Sekunden vor dem Start werden der „Schornstein“ an der Spitze des Gebäudes für die Rakete sowie andere Klappen zum Freisetzen der Abgase geöffnet.

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