Lexikon der Fernerkundung

CORONA

Bezeichnung für das erste operationelle Programm der USA zur Satellitenaufklärung. Das Corona-Programm bestand aus einer Reihe von strategischen Aufklärungssatelliten der USA, die von der Direktion für Wissenschaft und Technologie der Central Intelligence Agency (CIA) mit maßgeblicher Unterstützung der US-Luftwaffe (USAF) produziert und betrieben wurden. Die Corona-Satelliten wurden von 1959 bis 1972 für die fotografische Überwachung der UdSSR, der Volksrepublik China und anderer Gebiete eingesetzt. Als Corona auf den Markt kam, waren ladungsgekoppelte Geräte (CCD-Systeme) noch futuristische Science-Fiction. Das hochmoderne Kamerasystem basierte auf einem chemischen Film, der mitgeführt, auf einer Rolle vorwärts bewegt, Bild für Bild belichtet und schließlich in einem chemischen Labor verarbeitet werden musste.

Nach zwölf Fehlschlägen war das erste funktionierende System ein mit dem Kürzel KH-1 (KH für 'key hole') versehener Satellit, der im August 1960 gestartet wurde. Er belichtete mit einer 70-Grad-Weitwinkel-Kamera mehr als 1000 m Filmmaterial für eine komplette Fotolandkarte der UdSSR. Seine räumliche Auflösung betrug 10 m. Der belichtete Film wurde mittels eines Wiedereintrittskanisters zur Erde befördert. Ein Transportflugzeug fing die Filmkapsel auf, während sie am Fallschirm herunterschwebte. Während dieser ersten Mission im August 1960 deckte das Corona-Programm mehr Fläche der UdSSR ab, als alle Flüge mit Aufklärungsflugzeugen des Typs U-2 bis zu diesem Zeitpunkt.

Die frühen Satelliten hatten eine Masse von 780 kg. Spätere Generationen waren bis 2000 kg schwer. 102 der 145 Missionen waren sehr erfolgreich: insgesamt 860 000 Fotos wurden aufgenommen und erfassten eine Landfläche von fast 2 Milliarden Quadratkilometern auf 39 000 Filmkanistern. Die Auflösung der Schwarzweißbilder war erstaunlich: Eine Erkennbarkeit von 1,5-1,8 Metern war möglich. Die Komplexität einer solchen 19-tägigen Mission ist in der Bildsequenz unten dargestellt. Das CORONA-Programm lief 1972 aus. Der Geheimhaltungscharakter wurde 1995 aufgehoben, die Materialien werden dem Nationalarchiv (NARA) überstellt.

Nach Corona wurden Spionagesatelliten zum Werkzeug der Wahl für die Aufklärungsanforderungen der US-Luftwaffe, Armee, CIA, NRO und anderer. Daraufhin folgten mehrere Generationen von Aufklärungssatelliten, die jeweils besser abschneiden als ihre Vorfahren. Die modernsten optischen US-Spionagesatelliten wie KH-11 und KH-12 verfügen über Auflösungen von besser als 10 cm. Radarbasierte Systeme haben eine begrenzte Auflösung von 1 m, bedingt durch den Wellenlängenunterschied zwischen sichtbarem Licht und Mikrowellen sowie Volumen- und Massenbegrenzungen für den Start großer Spiegel und/oder Mikrowellenantennen. Dieser Nachteil von Radarsatelliten wird durch ihre Beobachtungsfähigkeit bei Nacht oder wenn ein bestimmtes Stück Land oder Meer unter Wolken verborgen ist, weitgehend ausgeglichen. Darüber hinaus ermöglichen Radarsatelliten unterschiedliche Anwendungen von optischen Satelliten und können so das Bild vom Planeten Erde weitgehend ergänzen.

Corona_spysat_camera_system_lres CORONA

Diagramm der permanent rotierenden Stereopanorama-Kamera des Typs "J-1" an Bord der Aufklärungssatelliten KH-4A, Einsatz von 1963 bis 1969.

Quelle: Wikipedia (e)
Corona Schema Startsequenz

Schema der Startsequenz

Das Corona-Raumfahrzeug wurde von einem THOR-Booster gestartet und benutzte die AGENA-Sonde als Oberstufe. Im Orbit fotografierte Corona mit einem konstant rotierenden Stereo-Panorama-Kamerasystem und lud den belichteten fotografischen Film in Bergungskapseln ein.

CORONA_film_recovery

Schema der flugzeuggestützten Bergung
von Corona-Filmboxen

Die Bergungskapseln wurden aus dem Orbit entfernt und von den C-119-Flugzeugen der Luftwaffe geborgen, während sie mit einem Fallschirm zur Erde schwebten (typisch für die Serien KH-1 bis KH-9).

Quelle: U.S. Air Force
flying_boxcar_lres

C-119J beim Einsatz

Eine US-Militärmaschine vom Typ Fairchild C-119J "Flying Boxcar" birgt eine Corona-Kapsel, die soeben aus dem Weltraum zurückkehrte. Das Flugzeug war speziell dafür konstruiert, Kapseln beim Wiedereintritt in die Atmosphäre abzufangen. Am 19. 8. 1960 gelang es in der Tat erstmals, den Fallschirm einer zurückkehrenden Kapsel in 8000 Fuß Höhe 360 Meilen SW von Honolulu (Hawaii) "an den Haken" zu bekommen.

Quelle: NRO

Weitere Informationen:


Pfeil nach linksCORIOLISLupeIndexCOROTPfeil nach rechts