Lexikon der Fernerkundung

EUMETSAT

Engl. Akronym für European Organisation For The Exploitation Of Meteorological Satellites; zwischenstaatliche Betreiberorganisation europäischer Wettersatelliten, getragen von derzeit 30 Partnerstaaten (Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Island,Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik, Türkei, Ungarn und das Vereinigte Königreich) und 1 Kooperationsstaat (Serbien).

Hauptsitz dieser 1983 gegründeten zwischenstaatliche Organisation ist Darmstadt, ebenso das Kontrollzentrum für die Satelliten METEOSAT und METEOSAT SECOND GENERATION (MSG ). Sie setzt das von der ESA 1977 begonnene METEOSAT-Programm fort und ist zuständig für die Einrichtung und den Unterhalt eines europäischen Systems von operationellen Wettersatelliten sowie die Vermittlung von Satellitendaten an die Verbraucher (nationale Wetterdienste, Forschung und Lehre oder kommerzielle Organisationen). Als wichtiger Partner neben den USA und Russland sorgt EUMETSAT für die Überwachung des globalen Wetters und des Klimas. Der Betrieb von EUMETSAT erfolgte bis Ende 1995 durch die ESOC.

EUMETSAT betreibt derzeit eine Flotte von vier geostationären Wettersatelliten ( Meteosat-7,-8,-9 und -10). Meteosat-7 ist der letzte Satellit der ersten Generation. MSG-1 (Meteosat-8) ist der erste der "zweiten Generation" dieser Art von Satelliten. Diese liefern ungefähr die zwanzigfache Datenmenge der ersten Generation, beobachten das Wettergeschehen in 12 unterschiedlichen Spektralbereichen und haben eine deutlich verbesserte Bildqualität. Mit dem am 21. Dezember 2005 erfolgten Start des MSG-2 (Meteosat-9) gibt es ein redundantes System zweier gleichartiger Wettersatelliten im Orbit. Am 5. Juli 2012 startete der MSG-3, der nunmehr der primäre operationelle MSG-Satellit ist. Am 15. Juli 2015 wurde der letzte MSG-Satellit (MSG-4) erfolgreich gestartet und nach einer kurzen Verifikationsphase bis zu seiner späteren Aktivierung wieder abgeschaltet.

Die dritte Generation von METEOSAT-Satelliten (METEOSAT Third Generation, MTG) wird voraussichtlich ab 2023 den primären, operationellen Dienst übernehmen. MTG beinhaltet zwei Satellitentypen: einen Satelliten mit abbildenden Missionen, der sogenannte "Imager" (MTG-I), als Kontinuität der laufenden METEOSAT-Reihe, und einen mit spektroskopischen Missionen, der sogenannte "Sounder"(MTG-S), der neue und weltweit einzigartige Daten liefern wird.

Um den globalen Überblick zur vervollständigen, betreibt EUMETSAT derzeit die drei polarumlaufenden Satelliten (MetOp-A , -B und -C), die sogenannte EUMETSAT Polar System (EPS)-Serie. Die Satelliten wurden in Kooperation mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der französischen Raumfahrtagentur CNES und der europäischen Industrie entwickelt. Der Start des ersten MetOp Satelliten erfolgte am 19. Oktober 2006. Der Start des letzten Satelliten der MetOp-Reihe (MetOp-C) erfolgte 2018 mit einer Sojus-Rakete von Kourou (Französisch-Guayana) aus.

Die Erdbeobachtungen von polaren Umlaufbahnen werden gemeinsam von EUMETSAT und dem US-amerikanischen Wetterdienst NOAA im Rahmen des Initial Joint Polar System (IJPS) durchgeführt. Das IJPS beinhaltet den Austausch von Instrumenten und Daten sowie die gegenseitige Unterstützung im Satellitendaten-Empfang. Die Metop-Satelliten fliegen in einer niedrigen Erdumlaufbahn (817 km), die dem lokalen "Morgen" entspricht, während die USA für die "Nachmittags"-Abdeckung zuständig sind.

Als erstes optionales Programm beteiligt sich EUMETSAT seit 2004 an der ozeanographischen Mission Jason 2. Da 70 % der Erdoberfläche von Ozeanen bedeckt ist und Meeresströmungen sowie Phänomene wie beispielsweise ENSO eine bedeutende Rolle im globalen Klimageschehen spielen, wurde am 20. Juni 2008 ein weiterer Satellit Jason-2 ins All geschickt. Er beobachtet kontinuierlich Meeres- und Wellenhöhen und unterstützt so Seewettervorhersagen. Der 2016 gestartet Jason-3 gewährleistet die Datenkontinuität. EUMETSAT und NOAA haben die Kontrolle dieses Satelliten sowie die Verteilung der gesammelten Daten übernommen.

Um diesen Service auch in der Zukunft bieten zu können, sind EUMETSAT, ESA, NOAA und andere europäische Partner übereingekommen, die nächste Generation geostationärer und polarer Satelliten zu planen.

Dazu gehört die neue Generation von Meteosat-Satelliten, Meteosat Third Generation (ab 2023), sowie die von Metop-Satelliten, Metop-SG (ab 2023). Mit Jason-CS / Sentinel-6 und Sentinel-3 sind außerdem ein Meeresüberwachungsprogramm sowie ein Meeres- und Landüberwachungsprogramm geplant.

Die meteorologischen EUMETSAT-Programme werden in enger Kooperation mit der ESA durchgeführt. EUMETSAT ist verantwortlich für das Gesamtsystem, bestimmt die Nutzeranforderungen und übernimmt die Entwicklung des Bodensegments, den operationellen Betrieb der Satelliten, beschafft die Launcher und beteiligt sich finanziell am entsprechenden ESA-Programm. Die ESA ist im Rahmen der Kooperation zuständig für die Konzeption, die Entwicklung sowie dem Bau der Satelliten und agiert als Beschaffungsagentur für die Nachbauten. Durch ein Kooperationsabkommen werden die Programme bei EUMETSAT und ESA formal zusammengeführt.

Auf der EUMETSAT-Hausseite (s.u.) sind aktuelle und historische Wettersatellitenbilder zu verschiedenen Parametern abrufbar, z.T. kommentiert und animiert.

Weitere Informationen:


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