Lexikon der Fernerkundung

Kourou

500 km nördlich des Äquators gelegene Küstenstadt (5° 13' N) in Französisch-Guyana, bei der Frankreich 1964 ein Raketenabschussgelände (Centre Spatial Guyanais) aufbaute. Seit 1977 dient es nur noch dem Abschuss der Ariane Raketenserie, die von der ESA entwickelt und von Arianespace kommerziell betreut wird, sowie den modifizierten Sojus-Raketen und den neu entwickelten Vega-Launchern.

Weltraumbahnhof Kourou Weltraumbahnhof Kourou

Die Startrampe der Ariane 5 ist mittig im Vordergrund

Quellen: ESA

Nach der russischen Invasion der Ukraine werden die vom europäischen Startdienstleister Arianespace und dem europäisch-russischen Unternehmen Starsem durchgeführten Sojus-Flüge auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Arianespace teilte Anfang März 2022 mit, man respektiere mit großer Gewissenhaftigkeit die Sanktionen, die von der internationalen Gemeinschaft beschlossen wurden. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte kurz nach Beginn des Kriegs in der Ukraine angekündigt, ihr Personal von Kourou abzuziehen.

Unter Sicherheitsgesichtspunkten bietet Französisch-Guyana aufgrund seiner dünnen Besiedlung und der fehlenden Gefahr durch Wirbelstürme und Erdbeben große Vorteile. Sicherheitsgründe legen einen Verlauf der frühen Flugphase über dem Ozean nahe. Dies ist in Kourou in nördlicher Richtung für die polarumlaufenden Satelliten und östlicher Richtung für die geostationären Satelliten möglich.

Kourou - Geographische Lage

Kourou - Geographische Lage

Quelle: EUMETSAT

Dazu kommen Vorteile durch seine äquatornahe Lage (5°3' N ); dadurch verleiht die Erdrotation einer von dort aus startenden Rakete einen Geschwindigkeitsbeitrag von gut 460 m/s (horizontal in Richtung Osten), ein Schleudereffekt. So sind von diesem Standort aus Raketenstarts in einem Winkel 103° zu allen nützlichen Orbits möglich, von nordwärts gerichteten Starts bis -10,5° bis zu ostwärts gerichteten Starts bis + 93,5°. Am Äquator ist die Tangentialgeschwindigkeit am größten, weil der Abstand zu Erdachse am größten ist. Deswegen brauchen Raketen hier weniger Treibstoff, um die Erde hinter sich zu lassen - weil sie die Rotationsenergie kostenlos mit auf den Weg bekommen. Der geringere Treibstoffverbrauch kommt der Verweildauer im All zugute.

Zusätzlich zu seinen vielen europäischen Kunden übernimmt Kourou auch Startaufträge für industrielle Kunden aus den USA, Japan, Kanada, Indien und Brasilien.

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