Lexikon der Fernerkundung

Erdbeobachtungssatellit

Engl. earth observation satellite; unbemannter Weltraumflugkörper (Satellit), der Messeinrichtungen zur laufenden und systematischen Aufzeichnung von Sachverhalten an der Erdoberfläche trägt (Fernerkundungssystem). Erdbeobachtungssatelliten (EO-Satelliten) messen die von allen Körpern und Strukturen auf der Erde emittierte elektromagnetische Strahlung, die durch die geometrische Struktur der Oberfläche sowie durch die Zusammensetzung des jeweiligen Körpers bestimmt ist. Messeinrichtungen sind multispektrale Scanner oder (v.a. in der Vergangenheit in der russischen Erdbeobachtung) photographische Systeme. Von abbildenden Sensoren registrierte spezifische Spektralsignaturen werden in kronkrete Bilder umgesetzt. Erdbeobachtungssatelliten können nach Sensoren, Orbit, Flughöhe sowie nach Aufnahme- und Einsatzbereich unterschieden werden.

Die Vorteile der Erdbeobachtung per Satellit liegen in der Aktualität der Satellitendaten (oft innerhalb von Stunden verfügbar), in ihrer Abdeckung großer Gebiete bzw. der gesamten Erde, sowie in ihren hohen Wiederholraten, was Vergleiche und Zeitreihenanalysen erlaubt. Ferner wird die Erde in vielen Spektralbereichen (sichtbares Licht, Infrarot, Mikrowellen) beobachtet.

Einsatzbereiche sind u.a. Land- und Forstwirtschaft (Ernteabschätzung, Überwachung von Weidegebieten, Entdeckung von Waldbränden, Abschätzung von Umweltschäden), Kartographie, Geologie (Prospektion von Bodenschätzen), Meeres- und Gewässerkunde und Klimaforschung.

Heute nutzen viele Länder EO-Satelliten und verlassen sich auf die dadurch mögliche kontinuierliche Sicht auf die Erde. Der Grund dafür reicht von rein kommerziellen und zivilen Zwecken bis hin zu 100 % militärisch orientierten Zielen mit einem schwimmenden Dual-Use-Bereich dazwischen.

Ausgelöst durch den Erfolg von Spionagesatelliten hat sich die Sicherheitsdimension des Weltraums mit der Zeit erhöht. Heute wird der Weltraum für Navigation, Weltraumaufklärung, Kontrolle eigener oder fremder Raketen, Kommunikationszwecke, Frühwarnung und mehr genutzt. Gleichzeitig hat sich EO für Anwendungen über die Aufklärung hinaus bewährt, wie z.B. Stadtplanung, Umweltüberwachung sowie Schutz- und Ortungsanwendungen.

Folglich hat die EO einen Dual-Use-Charakter, was sie für Programme und Projekte im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) attraktiv macht. Während das europäische Kopernikus-Programm das Dual-Use-EO-Programm in den Vordergrund stellt, sind GeoEye, COSMO-SkyMed und TerraSAR weitere Beispiele für EO-Satelliten, die nach dem PPP-Prinzip gebaut werden und den Interessen ziviler und militärischer Nutzer dienen.

Im Vergleich zu Wettersatelliten verfügen Erdbeobachtungssatelliten über Instrumente mit bedeutend höherer Auflösung (z.B. LANDSAT, ERS1/2, SPOT, MOS. Hochauflösende Satellitensensoren besitzen u.a. IKONOS, Quick-Bird, OrbView-3.

Einen kurzen Abriss über die Entwicklung der verschiedenen nationalen und transnationalen EO-Satellitenprogramme findet man im Remote Sensing Satellite Compendium und auch über die Bedeutung internationaler Koordination bei Fernerkundungsprogrammen.

Listen operationeller (Erdbeobachtungs)satelliten:

Weitere Informationen:


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