Lexikon der Fernerkundung

BeiDou Navigation Satellite System

Bezeichnung für das chinesische Satellitennavigationssystem. Das in der Projektentwicklungsphase bis 2012 auch Compass genannte System soll China vom US-amerikanischen GPS unabhängig machen. Im Gegensatz zu den Systemen GPS, GLONASS und Galileo werden für Beidou auch geostationäre Satelliten eingesetzt. Beidou war zunächst für die zivile Nutzung nur im asiatisch-pazifischen Raum freigeschaltet. Das System ist nunmehr weltweit nutzbar und seit April 2022 für zivile Anwender mit einer Genauigkeit von 4,4 Metern freigegeben.

Beidou wird von der Abteilung für Langzeitbetreuung von Raumflugkörpern am Satellitenkontrollzentrum Xi’an der  Strategischen Kampfunterstützungstruppe der Volksbefreiungsarmee betrieben. Die Vermarktung der zivilen Dienste erfolgt über das „Büro für die Verwaltung des chinesischen Satellitennavigationssystems“.

Die regionale Version des Systems ging Ende Dezember 2011 offiziell in Betrieb. Die 3. und letzte Ausbaustufe mit ihren 35 voll funktionsfähigen Satelliten wurde im August 2020 abgeschlossen.

Die Versionen Beidou-1 und Beidou-2 boten bisher lediglich eine lückenlose Abdeckung des Asien-Pazifik-Raums. Mit Beidou-3 steht damit neben dem US-amerikanischen GPS, dem russischen GLONASS und dem europäischen Galileo ein weiteres weltweites Navigationsnetzwerk zur Verfügung.

Nach Fertigstellung des globalen Systems besteht es aus vier geostationären Satelliten, zwölf Satelliten auf geneigten geosynchronen Bahnen und neun Satelliten mit Flugbahnen in ca. 22.000 km Höhe. Als Genauigkeit für die öffentliche Nutzung werden 10 m für die Position und 0,2 m/s (≈0,7 km/h) für die Geschwindigkeit angegeben. Beidou-1A und -1B wurden am 30. Oktober und 20. Dezember 2000 gestartet. Jedoch werden erst die Satelliten der Serie 2 Bestandteil des Navigationssystems sein. Sie sollen die Positionen über dem asiatisch-pazifischen Raum auf 58,75° O, 80° O, 110,5° O und 140° O einnehmen. Beidou-1C ist seit dem 24. Mai 2003 im All. Im November 2017 wurden zwei BeiDou-Satelliten der dritten Generation an Bord einer Trägerrakete Langer Marsch 3B vom Xichang Startplatz in der Provinz Sichuan aus auf eine mittelhohe Umlaufbahn (21.528 km) gebracht. Die beiden Satelliten sollen 12 Jahre lang ihren Dienst verrichten.

Beidou Satellite Navigation Network Baidou Satellite Navigation Network Quelle: China Daily

Hatte sich China ursprünglich noch mit 280 Mio Euro an dem europäischen Satellitensystem Galileo beteiligt, kam 2007 der Ausstieg. Mit dem Aufbau eines eigenen Systems begann der Streit mit der EU um die Nutzung von Frequenzen. Die EU hatte aufgrund von Verzögerungen das offizielle Erstnutzerrecht verstreichen lassen. So werden BeiDou-Satelliten voraussichtlich zum Teil auf denselben Frequenzbändern funken wie Galileo. Dies könnte ein Versuch Chinas sein, das eigene Satellitensystem vor Angriffen zu schützen. Funkstörungen und Funktionseinschränkungen im Galileo-Satellitensystem werden befürchtet.

Allerdings sieht Beidou ein enormes Potential zur Zusammenarbeitdass zwischen GPS, Glonass, Galileo und Beidou, beispielsweise beim gemeinsamen Empfang von Signalen für Smartphones.

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