Lexikon der Fernerkundung

ARGO

Engl. Akronym für Array for Realtime Geostrophic Oceanography; ein seit 2000 bestehendes internationales Programm zur Erforschung der Ozeane mit Hilfe von autonomen, profilierenden Tiefendriftkörpern (Treibbojen, floats). Bis zum Jahr 2005 sollten 3.000 dieser sog. Floats eingesetzt werden, inzwischen ist das Ziel übertroffen. Der Name 'Argo' wurde gewählt, um die starke Komplementärbeziehung zwischen der Treibbojenflotte mit der Altimetermission der Satellitenserie Jason zu betonen. (In der griechischen Mythologie segelte Jason mit seinem Schiff, der Argo, auf der Suche nach dem goldenen Vlies).

Argo ist inzwischen ein globales Netz von ca. 4000 frei treibenden Floats, die die Temperatur und den Salzgehalt der oberen 2000 m der Ozeane messen. Dieses Beobachtungsnetz erlaubt es zum ersten Mal, Temperatur, Salinität und Strömungsgeschwindigkeiten des oberen Ozeans zu überwachen und die gesamten Daten zu übertragen und innerhalb von wenigen Stunden öffentlich verfügbar zu machen.

ARGO Float (Aufriss) Argo Treibboje (Aufriss) Quelle: FinMari

Die schlanken, gelb lackierten Messsonden aus Aluminium sind i.d.R. 1,80 m hoch und wiegen ca. 35 kg; an ihrer Spitze sitzt eine 50 cm lange Funkantenne. Daneben birgt ein 30 cm langer rüsselförmiger Behälter das wichtigste Bauteil mit den hoch empfindlichen Messgeräten. Die Floats verfügen über keinen eigenen Antrieb, sondern treiben bis zu fünf Jahre lang mit den Meeresströmungen.

Die Tauchtiefe wird reguliert über die Volumenänderung einer externen Gummiblase. Die meiste Zeit bleiben die Sonden 1.000 Meter unter dem Wasserspiegel. Einmal alle zehn Tage sinken sie computergesteuert auf 2.000 Meter ab. Von dort unten steigen sie anschließend langsam auf und messen etwa alle 20 m die Wassertemperatur und den Salzgehalt. Ehe die Messsonde von der Wasseroberfläche (Verweildauer 4-8 h) wieder auf ihre Position in 1.000 Meter absinkt, funkt sie die Daten an einen Satelliten (ARGOS-System).

Mehr als die Hälfte der aktuellen Argo-Flotte nutzt inzwischen GPS, um ihre Position zu ermitteln, und Kommunikationssatelliten von Iridium, um die im letzten Zyklus gesammelten Daten zu übertragen und neue Missionsanweisungen herunterzuladen, falls verfügbar. Durch den Einsatz von GPS und Iridium verbringen die Floats weniger Zeit mit der Datenübertragung an der Oberfläche, was das Risiko des Anschwemmens an Land verringert. Dieser Fortschritt bedeutet, dass das Argo-Programm Floats in Randmeeren wie dem Mittelmeer und dem Golf von Mexiko einsetzen kann. Durch die Verwendung von Iridium können auch mehr Daten zurückgesendet werden, einschließlich mehr Beobachtungen und mehr Informationen über den Zustand der Boje. 

ARGO Float (Tauch-/Messzyklus) ARGO Float (Tauch-/Messzyklus) Quelle: NOAA

In Kombination mit Peilungen der Telemetriesatelliten kann aus diesen Daten ein dreidimensionales Bild der Strömungen errechnet werden.

Kurzfristig lassen sich die Strömungsdaten zur Erstellung von Seewetterberichten nutzen, der Vorhersagen für ein bis zwei Monate ermöglicht. Schiffsführer könnten danach die Route auswählen, auf der die Strömung optimal zu nutzen ist. Auch die Stärke eines Hurrikans oder Taifuns lässt sich so frühzeitig abschätzen. Daneben ermöglichen die Floats auch mittel- und längerfristige Vorhersagen. Die Daten werden in Ozeanmodelle und in gekoppelte Vorhersagemodelle integriert, sie dienen der Datenassimilation und dem Austesten von dynamischen Modellen.

Mittelfristig kann man z.B. anhand der Strömungsdaten aus dem südlichen Atlantik feststellen, ob in Südafrika für das nächste Halbjahr mit trockenerem oder feuchterem Wetter zu rechnen ist. Farmer haben so die Möglichkeit, rechtzeitig die an die Witterung angepassten Pflanzen auszuwählen. Langfristig ermöglichen die Meeresdaten Aussagen über die globale Erwärmung oder Abkühlung der Ozeane und damit verbundene weltweite Klimaveränderungen.

ARGO schließt eine Lücke der Ozeanbeobachtung: Während seit einiger Zeit die Meeresoberfläche mit Satellitensystemen wie mit dem inzwischen inaktiven TOPEX/Poseidon und mit der aktuellen Jason-Familie bei Altimetrie-Missionen global und synoptisch beobachtet wird, fehlen flächendeckende Informationen über die Tiefen. Bisherige Beobachtungen waren nur punktuell bzw. folgten den Schiffsrouten.

Die Aussetzung von ARGO Floats begann im Jahr 2000. Das ARGO-Netz ist Bestandteil folgender internationaler Programme:

Das ARGO-Messnetz

Das ARGO-Messnetz - Stand vom 10. Januar 2024

Die nebenstehende Grafik zeigt die Anzahl und Verteilung der Driftkörper. Zwar ist das zwischenzeitliche Ausbauziel von 3000 Exemplaren schon übertroffen, aber um diesen Stand zu halten, müssen die beteiligten Staaten ca. 800 Drifter neu einsetzen. Darüber hinaus strebt das Argo-Programm an, die Ozeane möglichst komplett abzudecken. Selbst mit fast 4000 aktiven Floats gibt es heute noch einige Meeresgebiete, die überbesetzt sind, während andere Lücken aufweisen, die mit zusätzlichen Floats gefüllt werden müssen.

Quelle: UCSD

Weitere Informationen:


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